Brain Candy – Wie wir besser lernen

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Wenn man bei Google nach den Wörtern „besser lernen“ sucht, erhält man 62.7 Mio. Einträge. Zum Vergleich: „Besser Sex“ kommt auf 18.2 Mio. (man vergebe mir die grammatikalische Unsauberkeit, aber das hier korrekt gebeugte Adjektiv würde die Suchmaschine sofort mit nur gerade mal 204.000 Treffern abstrafen.) Es scheint also, dass dem Thema „Lernen“, und im Besonderen der optimierten Form desselben, ein erhöhtes Interesse geschenkt wird.

Nach 5 Minuten ist Schluss mit der Aufmerksamkeit

Jeder wird einer ähnlichen Situation schon einmal begegnet sein:
Vor Information strotzende, hochaktuelle Vorträge: beim Publikum allerspätestens nach 15 Minuten dennoch das erste Gähnen.
Ausgefeilte und korrekturgeschliffene Präsentationen (ganz ohne peinliche Cliparts oder Effekte): Die Zuschauer beginnen nach 10 Minuten auf ihren Stühlen hin- und herzurutschen und sich angeregt mit ihren Handys zu beschäftigen.

Was denn nun? Talent oder Training?

Die bewährte Rezeptur: Rhethorik-Seminare, Storytelling-Workshops, Formatierungs-Lehrgänge für Powerpoint, Keynote, Prezi und Co.

Notwendig und nützlich. Keine Frage. Doch ist das alles? Ist der Rest einfach nur dem individuellen Talent derjenigen geschuldet, die vorne stehen?

Nähert man sich dem Thema von der neurowissenschaftlichen Seite, treten einige Erkenntnisse ans Licht, die, wenn man sie berücksichtigt, so manchen Unterricht interessanter und nachhaltiger und so manche Teilnehmerin und manchen Teilnehmer von Weiterbildungs-Angeboten noch begeisterter und langfristig motivierter werden lassen könnten.

Hier sind fünf Zutaten für die gepimpte Stoffvermittlung:

1. Fass Dich kurz!

Die durchschnittliche Dauer eines Menschen uns seine Aufmerksamkeit zu schenken, liegt heute bei etwa 5 Minuten. Vor der Erfindung des Internets waren es immerhin noch 12 Minuten. Eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeitsspanne etwas auszuweiten, bietet Storytelling. Das geneigte Publikum ist bereit, Geschichtenerzähler weitaus länger zu tolerieren als Lehrer, Profs oder Trainer, die Fakten nur rezitieren.

 

2. Gib Ihnen eine gute Zeit!

Sich wohl zu fühlen, kann schlau machen. Denn je besser wir uns fühlen, um so besser lernen wir. Das fängt bei einer einladenden Raumgestaltung an, geht weiter beim Umgang miteinander bis hin zu smarten Belohnungssystemen. Grundsätzlich neigen wir eher dazu, alles zu vermeiden, was uns Unbehagen oder gar Schmerzen bereitet und heißen alles willkommen, was uns Befriedigung verschafft. D.h. auch, wir lernen besser, wenn wir uns wohl-, respektiert und schlau fühlen.

 

3. Sprich viele Sinne an!

Wir können uns besser erinnern und nehmen Information besser auf, wenn viele Sinne angesprochen werden. Dazu gehört neben Hören und Sehen vor allem auch unsere kinesthetische Wahrnehmung. Wörter wie „Begreifen“ oder „Erfassen“ lassen es erahnen. Je intensiver viele unserer Sinne emotional und rational angesprochen werden, um so besser vernetzt unser Gehirn die gespeicherten Informationen.

 

4. Überrasche sie!

Unser Gehirn will, wenn es Aufmerksamkeit schenken soll, gut unterhalten sein und die ihm liebste Darreichungsform zur Informationsaufnahme auswählen können. Wenn etwas nicht im Weißen Rauschen der Informationsfülle untergehen soll, helfen multisensorische Angebote und vor allem Abwechslung. Das heißt auch: Präsentationen können wunderschön und abgestimmt aufs CI sein. Wenn die Dramaturgie keine Überraschungen und Möglichkeiten für die Lernenden bereit hält, selbst aktiv zu werden, heißt es unweigerlich: Gähn!

 

5. Nimm dich zurück und lass sie machen!

Als Experte für ein bestimmtes Thema ist man dazu geneigt, dem eigenen Publikum in der vorgegeben Zeit so viel Wissen wie möglich vermitteln zu wollen. Ausgesprochen wichtig dabei ist aber, die Lernenden selbst aktiv werden zu lassen. Als Trainerinnen vermitteln wir unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Beginn gerade so viel Stoff, dass sie damit starten können. Dann heißt es für uns, zur Seite zu treten, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktiv und selbst gestaltend lernen können und sich genau den Lernstoff von uns abholen, den sie zum Zeitpunkt benötigen.

Im Mittelpunkt all dieser Erkenntnisse steht das Spiel. Tatsächlich finden spielerische Ansätze in vielen Lehr- und Trainingsmethoden, wie Design Thinking, Lego© Serious Play© etc. immer stärkeren Anklang.

Diese Art zu Lernen führt nachgewiesen zu erstaunlichen Ergebnissen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer behalten über einen längeren Zeitraum mehr vom Stoff. Sie benötigen weniger Auffrischungen. Sie fühlen sich kompetenter und wenden das Erlernte selbstbewusster an.

Und:
Es macht Spaß!


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